Bericht 3 – Ankommen 2


Zuhause angekommen gibt es erstmal die guten alten Bratkartoffelm, mit schönem frisch aus Yangoon importierten Olivenöl (Spanisch extra vergine!). Wolln ja nicht gleich zu Anfang allzu Myanmarisch werden. Zum assimilieren bleibt uns noch ein wenig Zeit :)
Da wir alles in allem recht geschafft sind, und der eine Wecker (Buddah) ja um 5 und Janis Wecker um 6 geht ist die Nacht ja auch allzu kurz.
Hierzu gilt es anzumerken, dass es hier gegen 18.30 Dämmert, und so gegen 19.00 dunkel ist. Und dunkel heißt auch dunkel. Da kann man froh sein, wenn es gerade Strom gibt. Das ist nämlich alles andere als Selbstverständlich! Wir haben Glück, und haben neben dem Government Strom auch noch Privaten. Der soll gerade Abends öfter mal funktionieren, wenn der Öffentliche ausfällt.Wir wissen jedenfalls immer genau Bescheid, den wenn wir privaten Strom haben, leuchtet eine Lampe in der Küche, die auch keinen Schalter hat. Das ist idiotisch denke ich als deutscher Elektriker.
Aber da hab ich noch nicht einmal die Spitze des Eisberges der Stromversorgung und Verkabelung entdeckt. Da gibt es noch viel idiotischere Dinge. Aber eins nach dem Anderen.
Erstmal regnet es wieder.
Hier ist es so, dass ja unser Dach ein Wellblechdach ist. Das heißt Regen hört man ziemlich stark. Und wenn es ziemlich stark regnet, dann hört man nicht anderes als den Regen. Also unterhalten ist dann in normaler Lautstärke nicht mehr drin.
Und wer schon mal in einem Gebirge wie dem Schwarzwald einen richtigen Platzregen erlebt hat, der kann sich ungefähr vorstellen, wie es hier regnet. Also sehr! Der Vorteil vom Regen ist, dass die Hunde dann nicht auf der Straße rumrennen und jaulen.
Da bekommt das Sprichwort vom Regen in die Traufe eine ganz neue Bedeutung.
Aber wir sind ja auch nicht hergekommen um Ruhe zu haben. Da hätte ich ja gleich im Ruheland Schland bleiben können.
Hier ist es lustigerweise auch so, dass es eigentlich so was wie Privatsphäre nur rudimentär gibt. Da es eigentlich immer recht warm ist, verschließt man die Fenster nur auf der Seite, auf der es reinregnen könnte. Ansonsten immer schön auf Durchzug. Und geduscht wird bei den meisten unserer Nachbarn draußen. Das liegt zum einen sicherlich daran, dass die Regentonne vorm Haus steht. Hinten ist ja meist der Müll. Und zum Anderen, wird ja eh mit Klamotten geduscht. Sounds schräg? Ist es auch!
Aber da hier der Longie getragen wird ist das kein Problem. Ein Longie ist ein Rock für den Mann und die Frau. Für die Frau erhältlich in allen möglichen Bunten Farben, und für den Mann in Grün und Dunkelblau. Der Mann wickelt sich in den Longie ein, und verknotet Ihn dort, wo wir gewöhnlich eine Gürtelschnalle tragen. Also ich trage eine Gürtelschnalle. Ist ja leider ziemlich außer Mode geraten.
Jedenfalls trägt der Mann in der Regel nix drunter. Ist ja auch viel zu warm. Ich kann nur sagen „das ist spitze!“ und Herrn Krefeld bitten zu übernehmen. Wenn ich zurück komme bringe ich dir einen Longie mit, und wir brauchen keinen Lendenschurz mehr. Alles immer schön unter Luftzug. Das wird super!
Jedenfalls wird der Longie anbehalten. Frauen ziehen sich Ihren über die Brüste, und dann wird sich fröhlich mit Wasser begossen. Natürlich auch in den Longie rein. So wird alles sauber, und niemand ist nackig. Buddah ist glücklich und lächelt sein seliges Lächeln.
Wir haben in unserem Haus übrigens, wie es sich gehört; auch ein Buddah-Ecke. Da haben wir dann schnell den in Thailand erstandenen Gott hineingestellt. Als unsere Haushaltshilfe (ja, ist dekadent, aber ich erzähle gleich noch was zu Ihr) das sah, hat Sie gleich Blumen mitgebracht, denn der darf da nicht so stehen. Aber ich glaube Sie hat sich gefreut, dass wir die Ecke so nutzen, wie sie gedacht ist.
Wir hingegen haben uns gefragt, ob Sie uns für bescheuert hält, oder ob Sie nur sehr tolerant ist. Unser Buddah ist nämlich ein schwarzer Elefantengott aus Indien :)
Aber es scheint egal zu sein, denn Sie bringt erst ab und an frische Blumen, und dann irgendwann welche aus Plastik.
Wahrscheinlich weil Sie doch bemerkt hat, dass wir uns nicht so gut um
unseren Gott kümmern.
Ich denke ja, soll sich der verdammt Gott doch selber um Blumen kümmern, wenn er welche will. Von mir aus soll er sie aus dem Holz wachsen lassen, wenn es sein muß. Ist schließlich ein Gott. Und wenn er das nicht mal kann, wozu soll er dann gut sein.
Aber egal, in einem Anflug religiöser Umnachtung besorgen wir für unseren und Ma Myints Buddah eine schöne Kette. Gerade so, wie man das hier macht.
Ma Myint treffe ich an meinem ersten Montag. Jani ist schon aus dem Haus, und ich weiß ja das Sie kommt, und ich glaube Sie weiß auch, dass ich da bin. Wir treffen uns jedenfalls, und ich sage Minkalaba (Guten Tag), mein erstes Wort, und Sie sagt Morning. Darauf beschränkt sich dann unsere Unterhaltung am ersten Tag. Wir schreiben immer Zettel auf Englisch, von denen wir annehmen, dass Sie Sie sich irgendwo übersetzen lässt. Auf denen stehen dann so Dinge wie „diese Wäsche Machine“, und „diese by Hand“. Oder „please buy Catfood“ und so.
Ne Haushaltshilfe zu haben finde ich ja grundsätzlich wirklich dekadent. Aber erstens ist es eine echte Heidenarbeit, zu waschen. Das geht nicht mal eben so wie bei uns. Die Maschine besteht aus 2 Kunststofftrommeln, die nebeneinander stehen.
In die eine kommt die Wäsche (aber nur die die es abkann, und das sind zum Beispiel keine T-Shirts) und dann Waschpulver rein, Wasser einfüllen, und losgehts. Dann die Wäsche, wenn sie genug in der Trommel herumgewirbelt wurde nochmal mit Wasser nachspülen, und in die andere Trommel rein, zum ersten Trocknen. Hört sich, wenn man es aufschreibt, nicht so kompliziert an. Ist es aber!
Könnt ihr mir glauben.
Und außerdem muß ja ein großer Teil der Wäsche per Hand gewaschen werden. Nun ja, Ma Myint jedenfalls macht das sehr gut, ist auch schon ewig in diesem Haus tätig, und so sehen wir keinen Grund auf Sie zu verzichten. Mann muss auch sagen, dass Sie uns in diesen Wochen echt ans Herz gewachsen ist, und Sie uns g,lauben wir zumindest, auch ganz gerne hat. Da sind diese kleinen Gesten, wie Blumen für den Buddah oder ähnliches.
Die ersten Tage bin ich jedenfalls mit Auspacken, zum Markt gehen, Kochen und so weiter beschäftigt. Vor allem mein Equipment, dass ich ja noch nie zusammen im Einsatz hatte, fordert mir einiges ab. Aber letztendlich läuft alles, wenn auch nicht immer so wie es soll. Aber das ist OK.
 Ich habe auf dem Markt natürlich schon manchmal ein komisches Gefühl. Denn wenn Du echt eigentlich gar nix sprechen kannst, und die Leute hinter den Ständen sprechen hier in Bogalay auch kein Englisch, dann ist es hart zu zeigen was du willst, und zu verstehen was es kostet.
Ab und an hat man dann das Gefühl, dass die dich doch abziehen. Aber das ist glaub ich wieder ein sehr deutscher Wesenszug. Wir haben ja anscheinend immer das Gefühl, das uns jemand was schlechtes will, und uns nicht die Butter auf dem Brot gönnt.
Das führt dann zu einer gewissen Xenophobie, und im schlimmsten Falle zum kompletten Verlust jeglicher Gehirntätigkeiten.
Sehr gut im übrigen bei meinen ehemaligen Nachbarn in der Schunter zu sehen. Selber am unteren Ende der Pyramide angekommen, wird lustig nach unten ausgetreten. Da muß doch noch jemand sein, dem man irgend etwas neiden kann. Und so wird dann letztlich gegen irgendwelche armen Bettler gezetert, wegen denen das wunderschöne Vaterland zu Grunde geht.
Durch das fehlende Rückgrat kommen sie auch nicht auf die Idee nach oben zu schauen, und vielleicht dort das Problem zu erkennen. Aber selbst mit Rückgrat und dem Blick nach oben müsste eine Transferleistung erbracht werden, die das Geistige Volumen ungefähr um das unendliche übersteigt. Herr Einstein übernehmen Sie.
Ich hoffe jedenfalls, dass ich das noch komplett überwinden kann.
Bogalay ist auf jeden Fall nicht der schlechteste Ort dafür. Die Menschen sind zwar hier und da recht reserviert, aber ein Lächeln öffnet Tür und Tor, und auf die ersten Wochen Rückblickend denke ich immer fair behandelt worden zu sein.
In der ersten Woche ist dann gleich Besuch bei Jani im Büro, und so erhalte ich die Gelegenheit mit raus aufs Feld zu fahren. Das ist sehr geil, den dort ist das Leben natürlich nochmal komplett anders. Denkt man zumindest.
Es geht auf eine 2.5 Stündige Bootsfahrt den Fluß runter, was echt  spektakulär ist. Die Aussicht auf den erst riesigen Fluß (bestimmt 100 Meter breit) und dann in die kleinen Kanäle, an Dörfern, Pagoden und Fischern vorbei.
Hammer!
Im Dorf angekommen werden wir sehr herzlich von den Damen des Hauses empfangen, die hier für die Geldgeschäfte zuständig sind. Genaueres zu dem Projekt zu sagen führt hier glaub ich echt zu weit, da dann schnell viele Seiten zu füllen sind. Nur soviel: Es scheint zumindest hier der Dorfentwicklung und seinen Bewohnern sehr zu Gute zu kommen. Die Menschen scheinen engagiert zu sein, und wollen, dass die bisherige Entwicklung weitergeht, denn natürlich wandern auch hier immer mehr Menschen aus den Dörfern aus, weil sich z.B. in Yangoon Geld schneller und einfacher verdienen lässt.
Zumindest scheint das so, denn wie uns gesagt wurde, kann man in Yangoon am Tag in irgendeiner Fabrik 6-8 Dollar verdienen. Hier in den Dörfern, bekomme ich als Landloser (Landarbeiter ohne eigenes Feld) 3-5 Dollar. Und das natürlich nur wenn ich gebraucht werde.
Daher die vielen echt elenden Unterkünfte am Rande Yangoons, wo die Menschen versuchen Ihre Haut zu Markte zu tragen. Noch geht das wohl ganz gut, den industriell wächst Yangoon wohl noch ziemlich, und benötigt immer mehr Arbeitskräfte. Aber normalerweise weiß man ja wohin das führt. Jedenfalls hilft die Arbeit mit den Dörfern und den Menschen für ein halbwegs stabiles Einkommen zu sorgen.
Und Schulen gibt es am Flußlauf auch. Das heißt die Kinder werden oft im Dorf die ersten Jahre unterrichtet, und wenn es dann auf weiterführende Schulen geht, haben sie einen Schulweg nicht mit Bussen, sondern mit Booten vor sich. Hört sich sehr Romantisch an, ist es aber vermutlich nicht.
Wir haben jedenfalls ein schönes Mittagessen, bei den DorfvorsteherInnen, die sehr Gastfreundlich sind, und ich darf das erste mal einen Toilette auf dem Land besuchen. Das ist sehr lustig, da die Toilette natürlich so nah wie möglich am Fluß sein muß. Sie ist aber immerhin im Haus. Und es ist wie viele vielleicht gleich vermuten nicht einfach nur ein Loch im Boden.
Nein, da ist ein echtes Becken, wie man es auch aus dem Süden Europas noch kennt, in den Boden so eingelassen, das der Abfluß direkt in den Fluß geht. Hört sich nicht so spektakulär an, aber bei einer Hütte aus Holz und Bambus ist das ne ziemliche Leistung.
Für Erheiterung sorge ich, da ich recht lange brauche. Das wiederum liegt nicht an meiner Verdauung, sondern schlicht und einfach an meiner Größe. Der Myanmar ist nicht sonderlich hochgewachsen. Also gibt es natürlich auch keinen Grund eine hohe Toilette zu bauen.
Da sich diese auch noch am Rande des Hauses befindet, ist auch noch eine Schräge am Start. Das ist also ein erhöhter Schwierigkeitsgrad, der die Sache etwas langwierig macht, und ich schaffe es gerade so aus der geduckten Hocke wieder in die aufrechte Position außerhalb der Toilette zu gelangen. Derweil wird aus dem Hauptraum schon gefragt:“ Daniel, are you all right“. Und ich gebe nur ein gepresstes „Yoo“ von mir. Abenteuer überall :)
Für Verwunderung bei mir sorgt allerdings vor allem, dass auch hier in einem wirklich recht entlegenen Dorf, fast jeder ein Handy/Smartphone hat. Und noch wundersamer fällt uns bei unserer Wanderung durchs Dorf ein Billardtisch auf, an dem ausgiebig gezockt wird.
Keine Ahnung wie die das Ding hier trocken halten. Bei der Luftfeuchtigkeit MUSS der Belag schimmeln. Tut er aber nicht. Dem Geheimnis will auf den Grund gegangen werden. Wahrscheinlich ist es ein alter Englischer Tisch, der vorher in irgendeinem gammeligen Pub im Manchester der beginnenden 80èr so mit Bier und allen anderen denkbaren Flüssigkeiten imprägniert wurde, dass da nix mehr schimmelt.
Ich beschließe, dass es so sein muss und bin zufrieden.
Abends treffen wir uns dann im Beergarden. Der heißt wirklich so, und soll 2008 nach Nargis (selbst informieren/Bildungsfernsehen) entstanden sein, als sehr viele Ausländer hier geholfen haben alles wieder aufzubauen und so.
Die Bogalisten haben das wohl sehr gut gefunden, und so hält sich der Laden ziemlich gut. Er hat einen kleinen Hof, in dem Mann sitzen kann und, man höre und staune, mit seinem Moped reinfahren darf. Also fast bis an de Tisch.
Überhaupt wird hier gerne und ausgiebig Moped gefahren. Ich glaube, wer ein Moped hat, bewegt sich eigentlich nicht mehr ohne. Es gibt zwar eine Helmpflicht, aber da helmt sich eigentlich kaum einer dran. Die Strassen sind halt auch so schlecht, das an schnelles Fahren gar nicht gedacht werden kann.
Ein göttlicher Anblick übrigens, wenn 2 oder 3 Personen auf einer Mopete sitzen, es regnet, und der Regenschirm schön aufgespannt ist. Oder wenn einer alleine fährt, und in der linken Hand den Regenschirm hält, und mit der rechten die Mopete steuert. Sieht noch lustiger aus, als es sich anhört.

Das erste Wochenende verbringen wir gleich in Yangoon, da wir eine schöne Mitfahrgelegenheit haben, und ich ja bisher auch nix von der Stadt gesehen habe. Ca. 3 Stunden Fahrt nach Yangoon, und dann für wenige Kilometer in der Stadt nochmal fast 2 Stunden.
Yangoon im Auto ist echt die Hölle. Schaut es euch mal von oben an. Die Stadt ist echt komisch aufgebaut. Es gibt Downtown, von den Engländern errichtet, und schön platzsparend Quadratisch. Und dann hatte man aber viel Platz, und die neuen Machthaber haben Strassen krum und schief, einfach so in die Gegend gebaut, und dazwischen sehr viel Platz für alles Mögliche gelassen.
Ich glaube es gibt keine moderne Großstadt auf der Welt, die irgendwie ähnlich ist.
Es gab halt auch kaum Autos, solange der Stadt so abgeschottet war. Und daher auch nicht wie sonst die Notwendigkeit, überall Fahrmöglichkeiten zu schaffen.Eigentlich ne echt geile Sache. Nur dadurch, dass durch die Öffnung des Landes natürlich als ersten mal unmengen von Automobilen importiert wurden, sind halt die wenigen Straßen heillos verstopft.
Ich glaube ich habe vor geraumer Zeit einfach vergessen, was für eine Faszination Automobile auf die Menschen ausüben. Aber es ist wie verhext.
Kaum sind die Menschen in der Lage sich ein Vierrädriges Gerät als Ersatz für die eigenen Beine zu kaufen, müssen sie das auch tun. Scheint ne Art Naturgesetz zu sein. Ich meine ich komme aus Deutschland, wo die Kultur des gepflegten, sinnlosen durch die Gegend gegurke ihren Höhepunkt erreicht hat.
Gleichzeitig kenne ich eigentlich niemanden unter den Beinersatzbesitzern, der sich nicht über den Übermäßigen Verkehr echauffiert. Und natürlich ist jede Fahrt, die diese Leute machen Lebenswichtig!
Und überhaupt sind die Anderen doof und schuld. Aufwachen Leute.
Vorschlag zur Weltverbesserung:
Laßt Euch die Beine amputieren. So verbraucht Ihr weniger Sauerstoff und stoßt marginal weniger CO2 aus. Nur so als Ausgleich. Braucht Ihr doch eh nicht.
Interessanterweise werden bei uns ja auch gerne die Kinder als Grund vorgeschoben. Aber Kinder sind früher auch den unglaublichen Schulweg von 500 Metern alleine gegangen, und mussten nicht in einem 2,5 Tonnen Pseudogeländegängigen Dreckschleuderschiff mit 300 PS gefahren werden.
Ist natürlich nur wegen der Sicherheit.
All diese Übermütter und -väter sollten einmal hier her kommen, und sich ansehen wie jeden morgen aberduzende von Kindern ab 6 Jahren auf einspurigen Straßen alleine unterwegs sind.
Ständig aus beiden Richtungen von Autos, Moppeds und Bussen bedroht. Und die sterben gar nicht alle!
Aber wahrscheinlich dringt selbst dann keine Erkenntnis durch die tiefergelegte Großhirnrinde, und flugs wird das Balg eingepackt und in die benachbarte Turnhalle gebracht, damit es sich auch mal bewegt.
BUHAHAHA, wie doof geht es denn eigentlich noch? Und wieder muss ich Herrn Einstein zur Hilfe rufen. Das sind jedenfalls Gedanken die mich unweigerlich beim Anblick der süßen Kleinen durchfluten, die im Gänsemarsch jeden Morgen zur Schule wackeln.
Themenwechsel.
Religiöser Fanatismus. Hatten wir schon von seiner hässlichen Seite. Aber hier ist auch eine wirkliche schöne und Atemberaubende Seite zu sehen. Die Schwedagon Pagode. Ein riesiges Gelände auf einer Anhöhe in mitten der Stadt Yangoon. Dadurch eigentlich von überall aus zu sehen. Sie hat 4 zu den Himmelsrichtungen (logisch) ausgerichtete Eingänge, von denen 2 mit Aufzügen versehen sind. Die Aufgänge führen (Schuhe aus!) über vielleicht 200-300 Meter Länge auf das Gelände der Pagode zu. Diese ist natürlich aus Gold. Zwar nicht komplett, was bei einer Höhe von sicherlich 70 Metern auch alles Gold der Welt verbraucht hätte (hat mal jemand in Fort Knox vorbei gesehen. Vielleicht fehlt ja was), aber zumindest mit vielen Tonnen Blattgold belegt. Angesichts der Armut im Land ist das natürlich Wahnsinn.
 Angesichts des daraus resultierenden Anblicks aber auch. Also Gehirn aus, wie sich das bei Gläubigen gehört, und bewundern.
Es ist schon eine wirkliche Schönheit. Und nicht nur die Pagode, sondern auch alle dazugehörigen Gebäude und der ganze Firlefanz. Überall Gold und Edelsteine (zumindest teilweise echt), und prachtvolle Gemälde an und in den Gebäuden. Diese sind zum Teil sogar in 3D.! Die spinnen, die Buddies.
Um die Pagode herum stehen 8 Budden herum, die jeweils einen Wochentag symbolisieren. Hier gibt es nämlich 8 Wochentage. Das die Woche trotzdem nur 7 Kalendertage hat liegt daran, das der Mittwoch hier in Vormittag und Nachmittag eingeteilt ist.
Ich denke der schlaue Myanmare hat sich das ausgedacht, um schön Bergfest zu feiern, und zwischen Mittwoch Vor- und Nachmittag schnell ein Schläfchen einzubauen. Schlau Schlau. Kann sich unsere Gewerkschaft was von abschneiden. „Für die 5 Tage Woche. Mittwoch Nachmittag gehört Vati mir“
Na ja, diese Budden werden jedenfalls ständig von irgendwem gewaschen, was wohl wichtig ist. Soll vermutlich Glück bringen, oder von Sünden befreien oder so.
Schön an dieser Religion (das ich das nochmal sage) ist jedenfalls, wie sie gelebt wird.
Zur Schwedagon, wie auch zu allen anderen Pagoden geht man gerne mit der ganzen Familie, und nimmt am besten auch noch das Mittagessen mit. So hat man ein schönes schattiges Plätzchen, kann neben in Meditation versunkenen Mitgläubigen ein Schwätzchen halten, und nach dem Verzehr des Mitgebrachten Essens ne runde neben Mönchen schlafen.
Kein Scheiß, so läuft es da. Und überall stehen Glocken herum, die auch gerne benutzt werden dürfen.
Also alles in allem ein herrliches Geschmatze, Geschnarche, Geschwätze und Gebimmel, so weit das Ohr hören kann.
Mann stelle sich das in einem unserer Betschuppen vor.
Du gehst mit deiner Familie ins Haus Gottes, am auf der Bank schlafenden Priester vorbei, um direkt unterm Lattenjupp das Lunchpacket herauszuholen, und fröhlich palavernd Mittag zu essen. Herrliche Vorstellung.
Vorschlag für Papst und Konsorten:
Ab und an was bei anderen abgucken, dann klappts auch mit der Mitgliederzahl. Und man braucht gar nicht auf Kreuzzug gehen.
Das ist jedenfalls etwas, dass mir anfängt zu gefallen am Buddismus.
Und noch was fällt so zu sagen ins Auge. Ganz viele Budden hier haben LED`s hinter sich, die in allen Farben und Formen (oft Spiralen) vor sich her blinken. Wer da schön lange rein blickt braucht keine Rauchwaren mehr um ins Nirwana einzutreten. Bitte nachmachen!

Nach der Religiösen Abfahrt des Tages, folgt die innere Spirituelle Reinigung durch Anästisation.
In der BarBar, die zufälligerweise direkt neben unserem Guesthouse liegt wird Whiskey für Eins Fuffzig serviert. Da lassen wir uns nicht lange bitten. Und der Schuppen auch nicht.
Auch hier wieder das selbe Bild. Männer allen Alters betrinken sich, und Jungs zwischen 13 und 15 Jahren servieren fröhlich den Schnappes. Schräg!
Neben uns sitzen ein paar schon ziemlich sedierte Typen, und einer zeigt sein neues Tattoo. Er scheint zu beschreiben was für unsägliche Schmerzen er dafür aushalten musste. Jedenfalls macht er ein Gesicht, wie ich es vorher in diesem Land noch nicht gesehen habe.
Harter Bursche denke ich, bis ich bemerke, dass sich das Tattoo doch glatt an der schmerzhaftesten Stelle befindet, die man sich vorstellen kann. Direkt auf den Oberarm gepeikert. Das nenne ich mal mutig! Später ist Jani schon im Bett und ein anderer Tisch wird auf die trinkende Langnase aufmerksam.
Auch hier geht es wieder um Tattoos, und ich finde mich wenige Minuten später mit freiem Oberkörper zwischen lauthals krakelenden Männern wieder. Herrlich. Geht doch! Fast ist das Tegtmeier vergessen.
Am nächsten Tag reisen wir auf anderem Wege wieder ab. In der Nähe unseres Guesthouses befindet sich ein Jetti (Bootsanleger), von wo aus man den Fluß überqueren kann. Wir kaufen also ein Ticket (2000 Tschad für uns, 200 für Einheimische) und besteigen eine völlig überfüllte Fähre, deren Seetüchtigkeit nur noch vom Luxus an Bord übertroffen wird.
Aber wir wollten ja Abenteuer.
Drüben angekommen sehen wir uns einer Horde laut rufender und wild gestikulierender Jungs gegenüber, die, wie wir später herausfinden, weitere Fahrziele anpreisen. W
ir sagen immer nur Bogalay, und einer der Jungs bekommt das mit und bedeutet uns zu folgen. Spitze, kein wort Myanmar, und doch am Ziel. Wir kaufen ein Ticket (3500 Tschad für ca. 170 km. Vergleiche Flußüberquerung) und sitzen bald im Klimatisierten Bus auf dem Weg nach Hause.
Nun könnte man meinen alles richtig gemacht. Und im Prinzip ist das auch so.
Wenn da nicht der verdammte DVD-Player, und die großen Boxen überall im Bus wären. Der Beifahrer legt eine DVD ein, und der Horror geht los.
Es ist ja so, dass ich mich durch große Toleranz auszeichne, gerade wenn es um Musik geht :)
Aber auch ich stoße an Grenzen. Wer schon mal typische Asiatische Musik gehört hat, der weiß ,dass das für unsere Ohren nicht leicht zu ertragen ist. Es sind halt ganz andere Harmonien und Rhythmen und so am Start.
Aber das kann man durch kulturelle Unterschiede erklären, und somit eine weiche Decke der Toleranz darüberlegen, die die Schmerzen dämpft.
Aber eh schon schreckliche Westpopularmusik zu vermyanmaren, und mit einem furchtbaren, meist quäkenden Gesang zu versehen geht gar nicht.
Ich habe selten so was schreckliches gehört, und würde die Fahrt lieber direkt neben der Turbine eines Startenden A380 verbringen .
Bei einem weiteren Besuch Yangoons mit diesem Bus werde ich Jani fragen, ob das Messer unten im Gepäck und somit nicht erreichbar ist. Sie bejaht, und fragt, was ich damit will.
Ich konnte gerade noch so den Wunsch äußern, mich beidseitig zu Van Goghen. Dann gab ich den Kampf auf und ließ die Hölle machen wozu sie da war.
Trotzdem heile zu Hause angekommen, werden wir freudig von unserer Katzenfamilie begrüßt, die mittlerweile ins hintere Zimmer umziehen durfte.
Es sollte nur noch eine Frage von Tagen sein, bis die kleinen aus dem Koffer herauskommen, und dann anfangen ihre Welt zu erkunden.
Sind die SÜSS!!!
Ich lerne in den folgenden Wochen auf dem Markt, wie immer, die schrägen Vögel kennen. Allerdings ist es relativ schwer zu sagen, wer schräg ist, und noch schwerer, wer nicht.
Der Markt besteht aus einer Halle, die aber längst nicht überall überdacht ist.
Zum Glück, bei dem Wetter. Wird auf jeden Fall bald besser sein, denn wenn es aufhört zu regnen, dann wird es warm hier. Bin gespannt drauf. Jedenfalls gibt es die Straße, die direkt am Fluss entlang läuft, und wo auch alles gehandelt wird, was es so gibt. Und dass ist eine Menge. Dann kommt ebend der Markt, und dann die Marktstraße.
Diese geht am Markt entlang, und in beide Richtungen noch ziemlich lang mit Geschäften gespickt, weiter.
Hier ist alles vertreten, vom Herrenausstatter (bisschen anders als bei euch) bis zum Metalldealer (ganz anders als bei euch). Rechts und links von der Straße gibt es dann Fahrraddreiräder, die mit ein bis zwei Sitzplätzen ausgestattet sind (zusätzlich zum Fahrer) und entweder zum Transport von Waren, oder Menschen, oder beidem dienen.
Meist sitzt ein echt ausgemergelter Vogel am Steuer, der das Gefährt mehr schlecht als recht, und vor allem ächzend fortbewegt. Ein echt skuriles Bild, wenn da 2 Damen mit Regenschirm von einem Männlein durch die Gegend gezergelt werden. Ich werde die Tage noch oft angesprochen, ob ich den Dienst nicht nutzen will, winke aber immer dankend ab, da die Vorstellung, von einem ca. 60 Jahre altem Mann, der vielleicht 50 Kilo wiegt, herumgefahren zu werden, einfach nicht in mein Weltbild passt. Aber was solls, die haben alle schöne rote Fressen, wenn sie den Mund aufmachen, und merken so wohl eh nicht so viel.
Das ist die zweite Sache, die hier an jeder Ecke ständig anzutreffen ist. Das sind die Betelstände. Kleine Holztische, auf denen Bettelblatt, Lime oder Leim (hab ich noch nicht herausgefunden) und Stücke der Betelnuß zusammengefügt und verkauft werden.
Ich bin ja kein Kostverächter, aber bis jetzt habe ich mich noch nicht getraut das zu probieren. Wer jemals so einen Stand gesehen hat, kann das evtl. nachvollziehen.
Und wer jemals dieses Lächeln einer Person, die das schon länger Konsumiert gesehen hat muss das nachvollziehen. Es sind nämlich nur noch rote Zahnstumpen zu sehen. Und wenn ich richtig informiert bin, ist es der Leim, der die Zähne so kaputt macht.
Aber ohne keine Wirkung. Also egal was die Zähne sagen, rein damit. Ich denke, dass weit über der Hälfte der Bevölkerung hier ständig Betel kaut. Und wer mal die Massen an Blättern  gesehen hat, die hier im Hafen (lustiges Wort für das was es ist) jeden Tag ankommen, der bekommt einen Einblick in die Dimensionen, in denen hier konsumiert wird.
Das schlimmste für uns sind aber nicht die Zähne (wer keine will, sollse zerstören), sondern das ständige herumgespucke. Alle paar Meter hört man jemanden ausspucken, und ein schöner roter Fladen landet auf dem Weg vor dir. Aber das geht noch. Regnet ja immer wieder recht viel.
Nur was passiert nach der Regenzeit?
Ich bin gespannt, was für ein Geruch sich daraus entwickeln wird :)
Nun ja, und auf einer Fahrt nach Yangoon zum ersten Mal beobachtet habe ich das Phänomen des Busfahrenden Betelkonsumenten. I
m Bus wunderte ich mich, das am Anfang Tüten an jeden Sitz verteilt wurden. Ich Phantasieloser Vogel. Wohne schon seit 4 oder 5 Wochen hier, und denke das sind Kotztüten.
Nein, dass sind natürlich Spucktüten. Um während der Fahrt gemütlich beteln zu können, bekommt jeder eine Tüte, in die die ganze Zeit der rote Seimel gesammelt wird.
Ich bin nicht sonderlich empfindlich, aber der Punkt, an dem ich Gedanklich ausgestiegen bin war der, als der Fahrer direkt vor mir eine Plastikwasserflasche an den Mund setzte, und fröhlich reinspuckte. War übrigens schon zu einem Drittel gefüllt, die Flasche. Nun ja, da hab ich dann schnell versucht an was anderes zu denken.
Wir sitzen hier in unserem Haus jedenfalls direkt an der Quelle, denn wie ich feststellen durfte wachsen in unserem Garten (lustiges Wort für das was es ist) mindestens 5 oder mehr Betelpalmen. Und Ma Myint erntet immer fröhlich, und nimmt die mit nach Hause.
Werde das Zeug sicher nochmal probieren, und dann berichten. Aber jetzt erst mal an was anderes denken.
Ach ja, der Markt. Ich habe schon nach wenigen Tagen meinen ersten Kumpel. Ein relativ dicker Mann, der auch mit Betelverschmiertem Mund wunderbaren Chili, Tamarinden, Ingwer, Knoblauch und Zitronen feilbietet. Er begrüßt mich jedes Mal recht fröhlich und lautstark, und meist bekomme ich die Tamarinden, oder den Chili als „Plesant“.
Ich habe ja schon zu Hause immer gerne mit Chili gekocht, aber hier ist es das Paradies. Ich ließ mich von Wahida inspirieren, und zaubere eine ganz fantastische Chilipaste mit besagten Tamarinden, Knoblauch, Zwiebel und Salz und Zitronensaft hin.
Das ist der Wahnsinn, vor allem mit dem Maisbrot, das in sehr viel Fett gebacken überall angeboten wird. Das Maisbrot ist eigentlich eher ein Maisfladen, der sehr dünn frittiert wird, und dann in Tüten gepackt verkauft wird.
Diese Tüten müssen wiederum in Tüten gepackt werden, weil sonst das Fett raus läuft, bevor man zu Hause ist. Das ist sehr lecker mit besagter Chilipaste, und ich bin sehr, und Jani ein wenig süchtig.
Überhaupt essen wir hier die ganze Zeit über ziemlich gut. Ich mache Kokosmilch selber, und es wird halt vieles ausprobiert. Eigentlich immer Vegan, da wir beide keine Eierfans sind, und Milch nur rudimentär zu haben ist. Käse gibt es eigentlich gar nicht, aber wie gesagt, dass macht nix, da ansonsten alles wunderbar frisch und lecker ist.
Vielleicht werde ich im nächsten Bericht chronologisch wieder etwas klarer werden, aber das ist ja auch immer Stimmungsabhängig.
Hoffe Ihr hattet Spaß an der Sendung, und ich schalte um zur Werbung:

Bitte leitet die Webadresse an die Leute weiter, von denen Ihr wisst, dass sie mich kennen, und auch an die, die Interesse an dem Geschreibsel haben könnten.
Ich bin auf Skype momentan noch sehr selten als Cliffi666 zu finden.
Feel free to contact, but don`t expect reply :)

Love Cliffi!
Teil 2 Myanmar Teil 4